Absolutismus: Richelieu

Absolutismus: Richelieu
Absolutismus: Richelieu
 
Armand Jean du Plessis, Herzog von Richelieu (1585-1642), gehört zu den Begründern der absoluten Monarchie in Frankreich unter Ludwig XIII. Er konnte dabei an Tendenzen anknüpfen, die bei Franz I. und Heinrich IV. vorgezeichnet waren.
 
Die innere Entwicklung Frankreichs stand in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts immer noch unter der ständigen Gefahr eines Bürgerkrieges zwischen den Calvinisten und der nach Zentralisierung der Macht strebenden Krone. Die Hugenotten hatten immer noch feste Plätze in ihrem Besitz, die als Sicherheit für ihre freie Religionsausübung dienen sollten, etwa La Rochelle, das von den Engländern unterstützt wurde. Mit der Belagerung und Eroberung der Festung La Rochelle im Jahre 1628 beseitigte Richelieu diese Gefährdung des beginnenden Absolutismus. Er begnügte sich mit der militärischen und politischen Entmachtung der Hugenotten, die Religionsfreiheit, wie sie im Edikt von Nantes niedergelegt worden war, tastete er jedoch nicht an.
 
Ein weiterer zentraler Gesichtspunkt der Innenpolitik Richelieus war die Unterwerfung des Adels, der, anstatt königliche Gerichte anzurufen, Händel untereinander im Selbsthilfeverfahren, durch Duelle und Privatkriege regelte. Mit harter Hand unterwarf er die Adligen im Languedoc, Duelle wurden verboten. Die Absicht Richelieus war es, den Adel in den Staat einzugliedern und der Staatsräson zu unterwerfen. Mit dem gleichen Ziel stellte er den Gouverneuren in den Provinzen königliche Beamte an die Seite, die »lieutenants généraux«. Ein wichtiges Mittel zur Unterordnung der Provinzen und lokalen Verwaltungen wurden die Intendanten, die, mit weitgehenden Vollmachten ausgestattet, als Kommissare in die Provinzen entsandt wurden.
 
Richelieu tastete zwar die Sozialordnung Frankreichs nicht an, versuchte aber, sie dem absolutistischen Staat unterzuordnen. Gesteigerte Steueranforderungen und Eingriffe der Verwaltung, vermehrte Belastungen aufgrund der Kriege Frankreichs führten wiederholt unter Richelieu und seinem Nachfolger Mazarin zu Volksaufständen im Süden und Südwesten.
 
Frankreichs Außenpolitik wurde in dieser Zeit von dem Gegensatz zu Spanien beherrscht. Die Politik Richelieus war einerseits auf die nationale Sicherheit ausgerichtet, andererseits enthielt sie aber auch schon eine ideologische Komponente, es war die Idee der Verpflichtung des »allerchristlichsten« Königs von Frankreich zum Schutz der Schwachen. Auch wenn bei der Außenpolitik die Staatsräson oft als übermächtiges Handlungsmotiv erschien, so begnügte sich Richelieu in der Regel mit kleinen Schritten; das Chaos der Hugenottenkriege sollte vermieden werden. Die nationale Komponente seiner Politik wird auch in der Gründung der »Académie française« deutlich.

Universal-Lexikon. 2012.

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